Die alte Kirche San Pietro hat unter den Forschern immer großes historisches und künstlerisches Interesse erweckt. Sie wurde in "castrum" von Carpignano errichtet, den Historikern nach in der ersten Hälfte des 11. Jh., vielleicht als Lagerkapelle. Das erste Dokument, das von dieser Kirche berichtet, stammt aus dem Jahr 1184, als Papst Lucio San Pietro und andere Kirchen des Priorats der Benediktiner Cluniazenser Mönche von Castelletto (Castelletto Cervo) in der Gegend von Vercelli anerkennt. Die Kirche San Pietro befindet sich ganz im alten "Schloss". Sie hat drei Schiffe: das mittlere ist mit kreuzförmigen Pilastern an den Wänden, die sich in zwei Drittel Höhe unterbrechen, gerade wo das Gebäude im 13. Jh. überbaut wurde. Die beiden seitlichen, kleineren Schiffe sind mit im 17. Jh. gebauten Gewölben überdacht, mit Ausnahme des Südschiffs (nahe der kleinen Apsis), das ein primitives Kreuzgewölbe des 11. Jh. aufbewahrt, ein seltenes Muster in Norditalien. Die Innenwände sind nach der wichtigen und neuesten Restauration mit wichtigen und alten Fresken bedeckt: im oberen Teil der Apsiskuppel hat man Christus Pantokrator; im unten stehenden Register die Apostel, leider von der Öffnung von zwei Fenstern teilweise beschädigt, und noch, im linken Teil des Sockels, ein “Wildmensch” darstellendes Fragment. Weitere Fresken aus der gotischen Zeit kann man auf einem Bogen zwischen dem mittleren und dem südlichen Schiff sehen: sie stellen den Engel Gabriel und die Madonna der Verkündigung dar; die Heilige Caterina ist auf einem Pilaster. Die Außenmauern sind meistens aus Kieselsteinen des Flusses Sesia, in Abwechslung mit Ziegelsteinen und rückgewonnenen Ziegeln der römischen und mittelalterlichen Zeit. Die drei in Via Carducci sichtbaren Apsiden sind von Hängebögen aus Backsteinen geschmückt. Viele waren die Besitzer und die Anwendungsbestimmungen von diesem Gebäude im Laufe der Jahrhunderte; verderblich war das, was sich 1885 ereignete: die Gesetze des Reichs Sardiniens mit der Auferlegung der Beschlagnahmung fast aller Güter der Gebäude der religiösen Orden. Und so wurde auch die Kirche San Pietro von Carpignano, schon im Besitz des Bischofs von Biella, zuerst entweiht und dann Privaten verkauft, die sie skrupellos als Keller und Lager für landwirtschaftliche Mittel verwendeten. Heute ist das Gebäude im Besitz der Gemeinde.